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Nördl. StadtteilDELHI. 21. Route. 179 auf den Thron machten, und verwies den Vater als Staatsgefangenen
nach Agra (S. 163). Kriegerische Unternehmungen traten wieder
in den Vordergrund, Bijapur und Golkonda wurden erobert. Die
Kunst sank rasch von ihrer Höhe, die Bautätigkeit wurde einge-
stellt
, viele Bildwerke der früheren Zeit wurden in bigott ortho-
doxem
Eifer zerstört. Rücksichtslose Bedrückung der Hindus trat
an die Stelle der früheren Duldsamkeit. Mit den Thronstreitigkeiten
der Söhne und Enkel Aurangzeb’s (Shâh Âlam, 1707-12; Jehân-
dâr
Shâh
, 1712; Farruksîyar, 1713-19; Mohammed Shâh, 1719-
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), begann die Zerbröckelung des Großmogulreichs. Der Raub-
zug
des Persers Nâdir Shâh, der 1739 die Hauptstadt ausplünderte,
und wiederholte Vorstöße der Mahratten (S. 70) beschleunigten den
Verfall (Ahmed Shâh, 1748-54; Alamgîr II., 1754-59; Shâh
Âlam II.
, 1759-1806). 1803 fiel Delhi in die Hände der Englän-
der
, die den letzten Großmoguln (Shâh Akbar II., 1806-37; Bahâ-
dur
Shâh
, 1837-57) nur den leeren Titel ließen.

Eine große Rolle spielte Delhi bei dem Militäraufstand 1857,
(the Mutiny). Die Erhöhung begann in Meerut (S. 193); von dort wendeten
sich die meuternden Regimenter nach Delhi. Am 11. Mai versagten hier
die Eingebornentruppen den Gehorsam, ermordeten englische Offiziere und
Beamte, bemächtigten sich der Kriegsvorräte und riefen den 90jährigen
Bahâdur zum unabhängigen Kaiser aus. So sammelten sich in Delhi an
30000 meuternde Truppen, deren Bewältigung in der festen Stadt durch
die an Zahl weit unterlegenen Engländer zu den rühmlichsten Kriegstaten
der neueren Zeit gehört. Am 7. Juni rückte General Barnard mit 3000
Mann und 22 Feldgeschützen aus dem Panjâb heran, schlug den Feind
im N. der Stadt und setzte sich auf der die Ebene beherrschenden Ridge
(S. 181) fest. Hier behauptete sich die tapfere Schar, durch Nachschübe
ergänzt, zuletzt unter General Wilson, gegen fast tägliche fanatische An-
griffe
der Stadtbesatzung, bis Anfang August Verstärkung unter General
Nicholson eintraf, die ihre Zahl auf ungefähr 10000 hob, darunter mehr
als die Hälfte treu gebliebene Eingebornentruppen. Nachdem noch
schweres Geschütz zur Stelle gebracht war, begann am 7. September die
Beschießung der Mori-, der Kaschmîr- und der Water-Bastion. Bei der
Erstürmung am 14. September führte General Nicholson den nur ca. 1000
Mann starken linken Flügel der englischen Kolonnen gegen das Kaschmîr-
tor
vor, drang trotz heftigsten Feuers der Verteidiger in die Bresche
und stürmte dann nach W. weiter, wo er beim Kabultore die Todeswunde
empfing. Auf der westl. Stadtmauer und in den Straßen dauerten die
Kämpfe fort, bis am 20. September das Lahoretor und dann auch das
Fort in die Hände der Engländer fiel. Der Rest der Verteidiger zog
nach Süden ab, mitsamt dem Großmogul Bahâdur, der folgenden Tags
im Grabmal Humâyûns (S. 186) gefangen wurde ( 1862 in Birma).

Unweit der Gasthöfe fällt in der Civil Station (S. 177) das
sog. Ludlow Castle (Pl. A B 1) ins Auge, mit blauen Mauern und
weißen Zinnen, Sitz des Delhi-Klubs. An der Straße, die nach dem
Kaschmîrtor führt, liegen: östl. der Kudsia-Garten (Pl. B 1), eine
Anlage des XVIII. Jahrh., mit schönen Bäumen und malerischen Bau-
resten
(hier standen die Batterien, die die Bresche in das Tor legten);
westl. der Nicholson-Garten (Pl. B 2), mit einem Standbild des
heldenmütigen Generals (s. oben); sein Grab auf dem Friedhof nördl.
gegenüber.